Hartmut DRESSEL
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Technisches Schauobjekt des Vereins für Regional- und Technikgeschichte e.V.
40-kW-Großmesssender
Gliederung
Das Haus, Aufbau der Senders, Technische
Daten, Einsatz,
Technisches Denkmal, weitere Mess-Sender,
Veröffentlichungen
Das Haus
Rundfunktechnik und Telegraphie hatten zu neuen Produkten geführt.
Der Kahla-Konzern hatte in Freiberg und Hermsdorf keramische Werkstoffe
entwickelt, die diese technische Entwicklung unterstützten.
Neben dem seit Jahren erfolgreich arbeitenden Keramischen Labor
war ein Hochfrequenzlabor geschaffen worden. Sowie die Hochspannungs-Isolatoren-Entwicklung
seit Jahrzehnten großzügige Laborbauten und Einrichtungen
hatte, galt es jetzt ähnliches für die Hochfrequenztechnik
zu schaffen. Es wurde zu diesem Zweck ein Laborneubau errichtet
und 1938 eingeweiht
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Das Hochfrequenz-Laborgebäude,
heute auch Ärztehaus
07629 Hermsdorf
Eisenberger Straße 81
Foto etwa 1960
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Wesentlicher Teil dieses Neubaus war ein Prüfraum (6 m x 10
m und 8 m Höhe) ausgelegt als Faradayscher Käfig. In einem
Teil dieses Raumes wurde ein Anlage zur Erzeugung von Hochfrequenz
hoher Spannung und hoher Stromstärke eingebaut. Der größte
Teil des Raumes (6 m x 6 m und 8 m hoch) nahm den Meßkreis
bestehen aus einer großen Luftspule und dem Prüfobjekt
auf. Dieser „Großmesssender“ wurde von der Münchner
Firma „Physikalisch-technisches Entwicklungslabor Dr. Rohde
und Dr. Schwarz“ entworfen und gebaut. Das Hermsdorfer Unternehmen
hatte schon seit einigen Jahren die Kenntnisse und Fertigkeiten
der in Jena ausgebildeten Physiker in Anspruch genommen. Die Auftragserteilung
erfolgte am 20.02.1939 und die Inbetriebnahme im Juli 1941. Fast
50 Jahre wurde die Anlage für die Entwicklung von keramischen
Erzeugnissen und deren Prüfung benutzt. |
Ein Steuersender erzeugt die gewünschte Frequenz bei möglichst
hoher Leistung. Die Ausgangsleistung wird verstärkt und dem Meß-
bzw. Prüfkreis zugeführt.
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Grundschaltung des Hochfrequenzteiles
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Der Steuersender war als Gegentaktschaltung mit zwei Röhren RS
329 ausgeführt worden. Die Röhren wurden später durch
die Type SR 301 von WF Berlin ersetzt. Der Steuersender kann in drei
Frequenzbereichen arbeiten, um 300 bzw. 500 kHz, um 1 MHz und um 10
MHz. Die Arbeitsfrequenz 300 kHz wurde in den 70er Jahren wegen möglicher
Störung des Funkverkehrs aufgegeben und die Anlage für 500
kHz umgerüstet. Für jeden Bereich erfolgt die notwendige Feinabstimmung
der Resonanzfrequenz des Meßkreises auf spezielle Weise. Für
300 bzw. 500 kHz durch ein Variometer (Bild),
für 1 MHz durch einen keramischen Doppeldrehkondensator (Bild) und für 10 MHz durch einen Luftdrehkondensator.
Der Verstärker ist ebenfalls als Gegentaktschaltung ausgeführt
und benutzt zwei wassergekühlten Röhren RS 257.
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Der Prüfkreis ist ein Parallelresonanzkreis, bestehend aus
dem Prüfobjekt, es verhält sich kapazitiv, und der Prüfspule
für den jeweiligen Frequenzbereich. Die Prüfspulen müssen
eine hohe Güte haben. Ihre elektrische Größe kann
durch variablen Abgriff an den Windungen so verändert werden,
daß der Prüfkreis (Spule und Prüfobjekt) die Resonanzfrequenz
(300 bzw. 500 kHz oder 1 MHz oder 10 MHz) hat. Die Güteforderung
und die Spannungsfestigkeit von Windung zu Windung der Luftspule
bedingen beeindruckende geometrische Dimensionen. Für 300
bzw. 500 kH ist die größte Ausführung notwendig.
Diese Spule (hier im Bild) hat 1 m Durchmesser und eine Höhe
von 2,30 m.
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Frequenzbereiche
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um 300 bzw. 500 kHz
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um 1 MHz
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10 MHz
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max.Prüfspannung
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500 kV
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300 kV
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100 kV
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max. Prüfstrom
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35 A
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53 A
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35 A
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Prüfung von Hochfrequenzisolatoren und Durchführungen
auf Spannungsfestigkeit und Prüfung von Hochspannungskondensatoren
auf Belastbarkeit. |
Die Senderanlage wurde bis 1990 zur Prüfung von Erzeugnissen
der Firma Keramische Werke Hermsdorf genutzt. Nach der Stilllegung
konnte der Verein für Regional- und Technikgeschichte die
Anlage erwerben und mit dem neuen Eigentümer des Hauses Bedingungen
für eine, wenn auch eingeschränkte, Öffentlichkeit
schaffen. Die Anlage ist in die Thüringer Denkmalliste eingetragen. |
Der Verein für Regional- und Technikgeschichte besitzt
zwei weitere historische Sender (von Telefunken aus der Zeit vor
1945 und vom Funkwerk Köpenick aus der Zeit nach 1945), die
ebenfalls im Raum des 40-kW-Messsenders aufgestellt sind. Ihre
Beschreibung wird zu einem späteren Zeitpunkt an dieser Stelle
angefügt. |
Eine Hochfrequenz-Hochspannungs-Prüfanlage
großer Leistung
L. Rohde, G. Wedemeyer und G. H. Giesenhagen
In: Elektrotechnische Zeitschrift, Berlin 63(1942)11/12. - S. 129-133
Großmess-Sender zum Tag des offenen Denkmals
auch offen
Friedmar Kerbe
In: Allgemeiner Anzeiger, Holzlandbote 05.09.2000. - S. 14
40 kW-Großmesssender : Technisches Schauobjekt
in Hermsdorf/Thüringen
Verein für Regional und Technikgeschichte (Hrsg.)
Hermsdorf, ca. 2002. - Faltblatt
40 kW-Großmesssender : Technisches Schauobjekt
in Hermsdorf/Thüringen
Friedmar Kerbe, Karl-Eduard Knaf
(Hrsg.) Verein für Regional- und Technikgeschichte
Hermsdorf, [2003]. - 4 S. - 30 cm. - Beilage:
Sonderdruck Elektrotechnische Zeitschrift, Berlin 63(1942)11/12. -
S.129-133
27.05.2021
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